schulleitung:Coaching/Coachingkonzept BBS Bersenbrück: Unterschied zwischen den Versionen
Kohne (Diskussion | Beiträge) Keine Bearbeitungszusammenfassung |
Kohne (Diskussion | Beiträge) Keine Bearbeitungszusammenfassung |
||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
<br /> | |||
==Grundannahmen== | ==Grundannahmen== | ||
Für die BBS Bersenbrück gehören agile Schulentwicklung und Coaching untrennbar zusammen. Beide Konzepte entstammen einer ähnlichen Grundhaltung und einem ähnlichen humanistischen Menschenbild. Daher ist das Coachingkonzept der BBS Bersenbrück nicht ohne die Bindung an die agile Schulentwicklung zu sehen. | |||
=== Coaching === | |||
=== Agile Schulentwicklung === | |||
Die BBS Bersenbrück wird in den kommenden Jahren ihre Schulentwicklung agil gestalten. Obwohl das agile Managemetn mitlerweile zum Standardrepertoire der Organisationsentwicklung gehört, ist „Agile Schulentwicklung“ bisher kein etablierter Bestandteil des erziehungswissenschaftlichen Diskurses oder gar ein empirisch erforschter Terminus (Huber, 2019, S. 16). Betrachtet man allerdings die Entwicklungswellen des Agilitätsbegriffs, so lässt sich dessen Verwendung zunächst systemtheoretisch klären und wissenschaftlich begründet auch zur Spezifizierung eines Schulentwicklungshandelns und -denkens rechtfertigen. | |||
Talcott Parsons (1951) erörterte sein [https://de.wikipedia.org/wiki/AGIL-Schema AGIL-Schema] noch als Akronym für Adaption, Goal Attainment, Inclusion und Latency im Kontext seiner Systemtheorie von Organisationen Mitte des letzten Jahrhunderts. | |||
Mit Blick auf den heutigen Sprachgebrauch können für die folgenden Jahre drei Entwicklungswellen eines Konzepts der Agilität unterschieden werden (Häusling & Fischer, 2016, S. 28): | |||
a) Agile Manufacturing (1991 ff.; Optimierung von Produktionsabläufen), | |||
b) Agile Software Development (2001 ff.; Agiles Manifest und zwölf Prinzipien) und | |||
c) Agile Organisation (2010 ff.; Transformationskonzept). | |||
Agilität wird demnach seit beinahe 70 Jahren in Akzentuierungen divergent eingesetzt, erlebt aber durch gegenwärtige Megatrends in der Arbeitswelt eine immens hohe Beachtung in organisationstheoretischen Untersuchungen und insbesondere als pragmatisches Konzept für Change-Prozesse in Unternehmen. Dabei bleibt der Begriff in zahlreichen Publikationen unscharf und wird wohl auch deshalb und nicht nur aufgrund der hochfrequenten Nutzung als Modebegriff bzw. „buzzword“ (Majkovic, 2019, S. 11) relativiert. | |||
Aus wissenschaftlicher Sicht bezeichnet Agilität die „Fähigkeit einer Organisation, sich kontinuierlich an ihre komplexe, turbulente und unsichere Umwelt anzupassen“ (Goldman et al., 1995) und bei Veränderungen schnell und proaktiv unter dem Fokus der Kundenzufriedenheit zu (re-)agieren (Brown & Agnew, 1982; Förster & Wendler, 2012). | |||
Für den schulischen Kontext ist nach Auffassung der Schulleitung der BBS Bersenbrück eine Verwendung der Agilität auf der Basis dieser kurz skizzierten Erklärung sachlogisch. | |||
Insbesondere der aktuelle Bedeutungskontext von Agilität in Bezug auf Transformationskonzepte trifft die Bedürfnisse von Schulentwicklung inmitten dynamischer Veränderungen wie etwa Digitalisierung, Inklusion, Berufswelt-Diruption und -aktuell- der Pandemie. Eine agile Schulentwicklung ist dabei eine Schulentwicklung, die kein geplantes Change-Management „über mehrere Jahre“ (Buhren & Rolff, S. 277) betreibt, sondern einen Change mit inkrementellen Zielen initiiert und iterativ unterstützt (Maximini, 2018, S.49-51). Ein Verfahren, welches ind er Softwareentwicklung schon seit Jahre üblich sit. | |||
Spezifisch agile Methoden wie etwa [https://bbs-bsb.de/iserv/file_pass/Files/_Schulleitung%20Kohne/NLP%20Coaching/Material/Design%20Thinking%20in%20der%20Berufsschule.pdf Design Thinking], [https://de.wikipedia.org/wiki/Scrum Scrum] oder [https://de.wikipedia.org/wiki/Lean_Startup Lean Startup] prägen einen Kulturwandel in der Schulentwicklung (Hofert & Thonet, 2019; Schmidberger et al., 2019, S. 19-22), die mit linearen Herangehensweisen zunehmend Schwierigkeiten bekommt (Kaiser, 2019), die Zukunftsfähigkeit von Schule in der VUCA-Welt (Gerhardt, 2019; Puma 2020, S. 116) zu sichern. Schulen bzw. Schulleitende stehen vor der Aufgabe, ihre Organisation systemisch und systematisch so in Funktion zu setzen, dass relevante Einflüsse möglichst unmittelbar in erfolgreichen Transformationen münden. | |||
Schulentwicklung gerade an Bündelberufsschulen muss vermehrt mit noch intransparenten Zielen umgehen, die sich durch hochfrequent auftretende äußere Einflüsse und wechselnde Anforderungen ergeben (Wippermann et al. 2020, S. 27) und ein „traditionell konformistisches Paradigma“ überwinden (Laloux, 2015, S. 22). Eine zentrale Rolle spielen hierbei Kooperationen in einem agilen Mindset der Partizipation, um Innovationen antizipativ und auch initiierend zu fördern. | |||
„Agile Schulentwicklung“ arbeitet iterativ, inkrementell, transparent, partizipativ, kollaborativ, fokussiert, reflektiert und strukturiert (Schmitz, 2018). Mit ihr eigenen Methoden setzt sie (frei nach: „Agiles Manifest“, Sutherland et al., 2001) folgende Prämissen, ohne dabei die jeweils anderen Prinzipien (siehe auch: Rolff, 2007, S. 77) auszuschließen: | |||
<br /> | |||
* Individualisiertes und kollaboraatives Lernen vor Prozessen und Methoden | |||
* Kompetenzorientierter Lernerfolg vor Dokumentationen | |||
* Partizipation und Feedback vor Hierarchien | |||
* Flexible Adaption und kreative Gestaltung vor Planmäßigkeit und Verwaltung. | |||
<br /> | |||
==Chancen und Risiken== | ==Chancen und Risiken== | ||
Version vom 21. Mai 2021, 07:38 Uhr
Grundannahmen
Für die BBS Bersenbrück gehören agile Schulentwicklung und Coaching untrennbar zusammen. Beide Konzepte entstammen einer ähnlichen Grundhaltung und einem ähnlichen humanistischen Menschenbild. Daher ist das Coachingkonzept der BBS Bersenbrück nicht ohne die Bindung an die agile Schulentwicklung zu sehen.
Coaching
Agile Schulentwicklung
Die BBS Bersenbrück wird in den kommenden Jahren ihre Schulentwicklung agil gestalten. Obwohl das agile Managemetn mitlerweile zum Standardrepertoire der Organisationsentwicklung gehört, ist „Agile Schulentwicklung“ bisher kein etablierter Bestandteil des erziehungswissenschaftlichen Diskurses oder gar ein empirisch erforschter Terminus (Huber, 2019, S. 16). Betrachtet man allerdings die Entwicklungswellen des Agilitätsbegriffs, so lässt sich dessen Verwendung zunächst systemtheoretisch klären und wissenschaftlich begründet auch zur Spezifizierung eines Schulentwicklungshandelns und -denkens rechtfertigen.
Talcott Parsons (1951) erörterte sein AGIL-Schema noch als Akronym für Adaption, Goal Attainment, Inclusion und Latency im Kontext seiner Systemtheorie von Organisationen Mitte des letzten Jahrhunderts.
Mit Blick auf den heutigen Sprachgebrauch können für die folgenden Jahre drei Entwicklungswellen eines Konzepts der Agilität unterschieden werden (Häusling & Fischer, 2016, S. 28):
a) Agile Manufacturing (1991 ff.; Optimierung von Produktionsabläufen),
b) Agile Software Development (2001 ff.; Agiles Manifest und zwölf Prinzipien) und
c) Agile Organisation (2010 ff.; Transformationskonzept).
Agilität wird demnach seit beinahe 70 Jahren in Akzentuierungen divergent eingesetzt, erlebt aber durch gegenwärtige Megatrends in der Arbeitswelt eine immens hohe Beachtung in organisationstheoretischen Untersuchungen und insbesondere als pragmatisches Konzept für Change-Prozesse in Unternehmen. Dabei bleibt der Begriff in zahlreichen Publikationen unscharf und wird wohl auch deshalb und nicht nur aufgrund der hochfrequenten Nutzung als Modebegriff bzw. „buzzword“ (Majkovic, 2019, S. 11) relativiert.
Aus wissenschaftlicher Sicht bezeichnet Agilität die „Fähigkeit einer Organisation, sich kontinuierlich an ihre komplexe, turbulente und unsichere Umwelt anzupassen“ (Goldman et al., 1995) und bei Veränderungen schnell und proaktiv unter dem Fokus der Kundenzufriedenheit zu (re-)agieren (Brown & Agnew, 1982; Förster & Wendler, 2012).
Für den schulischen Kontext ist nach Auffassung der Schulleitung der BBS Bersenbrück eine Verwendung der Agilität auf der Basis dieser kurz skizzierten Erklärung sachlogisch.
Insbesondere der aktuelle Bedeutungskontext von Agilität in Bezug auf Transformationskonzepte trifft die Bedürfnisse von Schulentwicklung inmitten dynamischer Veränderungen wie etwa Digitalisierung, Inklusion, Berufswelt-Diruption und -aktuell- der Pandemie. Eine agile Schulentwicklung ist dabei eine Schulentwicklung, die kein geplantes Change-Management „über mehrere Jahre“ (Buhren & Rolff, S. 277) betreibt, sondern einen Change mit inkrementellen Zielen initiiert und iterativ unterstützt (Maximini, 2018, S.49-51). Ein Verfahren, welches ind er Softwareentwicklung schon seit Jahre üblich sit.
Spezifisch agile Methoden wie etwa Design Thinking, Scrum oder Lean Startup prägen einen Kulturwandel in der Schulentwicklung (Hofert & Thonet, 2019; Schmidberger et al., 2019, S. 19-22), die mit linearen Herangehensweisen zunehmend Schwierigkeiten bekommt (Kaiser, 2019), die Zukunftsfähigkeit von Schule in der VUCA-Welt (Gerhardt, 2019; Puma 2020, S. 116) zu sichern. Schulen bzw. Schulleitende stehen vor der Aufgabe, ihre Organisation systemisch und systematisch so in Funktion zu setzen, dass relevante Einflüsse möglichst unmittelbar in erfolgreichen Transformationen münden.
Schulentwicklung gerade an Bündelberufsschulen muss vermehrt mit noch intransparenten Zielen umgehen, die sich durch hochfrequent auftretende äußere Einflüsse und wechselnde Anforderungen ergeben (Wippermann et al. 2020, S. 27) und ein „traditionell konformistisches Paradigma“ überwinden (Laloux, 2015, S. 22). Eine zentrale Rolle spielen hierbei Kooperationen in einem agilen Mindset der Partizipation, um Innovationen antizipativ und auch initiierend zu fördern.
„Agile Schulentwicklung“ arbeitet iterativ, inkrementell, transparent, partizipativ, kollaborativ, fokussiert, reflektiert und strukturiert (Schmitz, 2018). Mit ihr eigenen Methoden setzt sie (frei nach: „Agiles Manifest“, Sutherland et al., 2001) folgende Prämissen, ohne dabei die jeweils anderen Prinzipien (siehe auch: Rolff, 2007, S. 77) auszuschließen:
- Individualisiertes und kollaboraatives Lernen vor Prozessen und Methoden
- Kompetenzorientierter Lernerfolg vor Dokumentationen
- Partizipation und Feedback vor Hierarchien
- Flexible Adaption und kreative Gestaltung vor Planmäßigkeit und Verwaltung.
Chancen und Risiken
Rechtliche Einordung
Zielgruppe
Lehrkräfte
Coachinganlässe
Kollegiale Beratung
Score
Bildungsgangsarbeit
Reflecting Team (z.B. Arbeit am schuleigenen Curriculum) oder kollegialer Fallberatung
Hinweise zur kollegialen Beratung
Probezeit Verbeamtung
Für Lehrkräfte im Beamtenverhältnis beträgt die Probezeit drei Jahre. In den ersten drei Jahren werden die Lehrkräfte eng in ihrer Entwicklung begleitet. Daher gibt es an der BBS Bersenbrück ein Verfahren für die Probezeit der Lehrkräfte. Für die Probezeit wurde vom Kultusministerium ein umfangreicher Leitfaden für den Berufseinstieg erstellt. Die rechtlichen Vorgaben für die Probezeit sind übersichtlich in einem Merkblatt für Beamte zusammengefasst.
An den BBS Bersenbrück wird dieser formalisierte Teil der Probezeit um den gezielten Einsatz von Coachingelementen erweitert. Den Berufseinsteiger*innen soll damit ein möglichst problemlosen Einstieg in das Berufsleben ermöglicht werden.
In einem ersten Gespräch erfolgt ein freier Austausch über das "Ankommen" in der Schule.
Ab dem zweiten Gespräch bekommen die Lehrkräfte zwei Aufträge:
- Sie sollen sich ein berufliches Ereignis notieren, welches sie ganz besonders in ihrer Berufswahl gestärkt hat (Jippi-Gefühl).
- Sie sollen sie ein berufliches Ereignis notieren, welches ihnen Unbehagen in ihrer Berufswahl erzeugt hat (Grumpf-Gefühl).
Dieses zweite Gefühl wird als ein Anlass/Anliegen verwendet, um mit der Lehrkraft ein Coaching dazu durchzuführen. Hierzu eigenen sich je nach formuliertem Anlass bestimmte Werkzeuge, die nicht mehr als 90 Minuten dauern. Bei weitergehenden Erfordernissen sollte ein weiterer Termin vereinbart werden, oder der Kontakt zu einem anderen Coach hergestellt werden.
Mögliche Anlässe und Werkzeuge: Speed-Coaching geht immer :-)
Anlass/Anliegen | Wofür? | Tool |
---|---|---|
Ich arbeite bis spät in die Nacht | Zeitmanagement |
Ankerintegration |
Ich fühle mich unsicher, wenn Schüler nicht ruhig werden | ||
Beim Ausbildersprechtag hatte ich Angst, meine Noten begründen zu können | Angst | Innere Landkarte
Ankerintegration Dissoziieren |
Immer wenn ich in die Klasse xy gehe, kann ich die Nacht vorher nicht schlafen | Angst | |
In bestimmten Situationen wäre ich gern viel spontaner, aber eine schlagfertige Antwort fällt mir immer erst später ein | ||
Kontextreframing | ||